Optionen

Es gibt genau zwei unterschiedliche Typen von Videospieler*innen: Diejenigen, die nach dem ersten Start eines Spiels direkt Neues Spiel auswählen und diejenigen, die zunächst auf Optionen klicken. Videospieler*innen, die sofort auf Neues Spiel klicken, sind mir jetzt nicht direkt unsympathisch, aber sie sind mir doch ein bisschen suspekt. Denn je nach Spiel gibt es hier unzählige Einstellungsmöglichkeiten zu entdecken, die man im Vorfeld unbedingt gründlich durchgehen sollte. Tatsächlich lässt sich anhand des Optionsmenüs oftmals schon im Vorfeld die Qualität und der Tiefgang eines Spiels erahnen. Zumindest bilde ich mir das seit einigen Jahren ein. Dabei gilt nicht automatisch, dass ein an Einstellungsmöglichkeiten mager gestaltetes Optionsmenü auf ein schlichtes Spiel hindeuten muss – bei umfangreicheren Einstellungsmöglichkeiten erwarte ich mir dennoch irgendwie ein besseres Hauptspiel. Und so beginnt jedes neue Spiel für mich im jeweiligen Optionsmenü.

Reiter für Reiter, Punkt für Punkt gehe ich schrittweise und systematisch durch. Dabei habe ich in den meisten Fällen noch überhaupt keine Ahnung, welche Auswirkungen ein Umstellen einzelner Punkte überhaupt haben würde: Dash-Funktion umkehren klingt absolut kryptisch, wenn man noch gar nicht weiß, was diese Dash-Funktion denn überhaupt ist, geschweige denn was passiert, wenn man diese Dash Funktion nun umkehrt. Ob ich die Musik im Spiel ein paar Prozentpunkte leiser stellen sollte als die Sprachausgabe, kann ich im Vorfeld ebenso wenig einschätzen, wie die optimale Stick-Sensitivität oder die perfekte Position des FOV-Sliders. Und auch wenn ich mich darüber freue, wenn sich mir im Optionsmenü unter Controllereinstellungen die Möglichkeit zur freien und individuellen Belegung der Tasten bietet – das halte ich für viel, viel wertiger als die bloße Auswahlmöglichkeit von zwei bis drei vorgegebenen Alternativbelegungen – würde ich niemals auf die Idee kommen, diese Controllereinstellungen im Vorfeld zu verändern. Die Entwickler werden sich ja schon irgendetwas dabei gedacht haben. Wie bei all den anderen Voreinstellungen eben auch; warum sollte ich hier also irgendetwas ändern?

Ein bisschen überfordernd – und dadurch fast schon anstrengend – sind die Optionsmenüs in Videospielen über die letzten Jahre schon geworden. Trotzdem beginnt ein jedes neue Spiel bei mir zunächst im Optionsmenü. Dass ich das letzte Mal etwas im Vorfeld geändert habe, liegt schon ein paar Jahre zurück. Dabei handelte es sich weder um Farbanpassungen beim Fadenkreuz, noch um die Stärke des PVE Camera Shakes – und dennoch hat mir diese Option ein besseres Spielgefühl beschert: Das abzureißende Stück des Toilettenpapiers muss natürlich vorne sein!

Optionsmenü aus dem Point and Click-Adventure Thimbleweed Park (2017)

In Spielen besuchen wir Orte, die fremd, beängstigend, abstrakt oder einfach nur schön sein können. Einer meiner Lieblingsorte ist nichts von alledem und lässt sich doch in fast jedem Videospiel finden. Er taucht auf keiner einzigen virtuellen Landkarte auf, sollte aber trotzdem vor dem eigentlichen Spielstart als erstes aufgesucht werden: Die Reise ins Optionsmenü ist absolute Pflicht!

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