Majora’s Mask ist nicht zu unrecht das beste Zelda-Spiel aller Zeiten. Es ist komplexer, düsterer, herzerwärmender und interessanter als alle anderen Titel. Es basiert auf einem 3-Tage-Loop, den man immer von Neuem starten kann. Und deshalb lohnt es sich, Figuren und Abläufe zu beobachten als wäre man Phil Connors, um mit diesem Wissen im nächsten Durchgang zu punkten. Das Spiel verfügt neben den üblichen Dungeons, Herzteilen und Items folgerichtig über zahlreiche Nebenaufgaben, für die es der Kenntnis der Tagesabläufe all der wunderbaren Figuren bedarf, die die Welt von Termina bewohnen.
Kafei’s Quest ist nicht zu unrecht die beste Quest in diesem Spiel. Sie ist komplexer, düsterer, herzerwärmender und interessanter als alle anderen Quests. Sie basiert auf einem 3-Tage-Loop, den man immer von Neuem starten kann. Doch will man sie bewältigen, muss man in einem Run eine ganze Menge von komplizierten Handlungen in kurzer Zeit schaffen. Jeder Fehler auf halbem Wege führt dazu, dass der ganzen Aufwand erneut betrieben werden muss. Überall in der Stadt finden sich kleine Hinweise, die sich im Laufe des Spiels zusammenpuzzeln, so dass die Quest erst nach vielen Spielstunden sinnvoll angegangen werden kann. Die Dramatik der Aufgabe entsteht neben dieser umfangreichen Vorbereitung auch, weil sich die Quest erst ganz kurz vor Ablauf der drei Tage in einem sehr kleinen Zeitfenster abschließen lässt. Danach stürzt der Mond vom Himmel und vernichtet alles. Zudem geht es um die tiefe Liebe zweier Personen, deren Hochzeitspläne von finsteren Kräften torpediert werden. Doch Link ist in der Lage, den beiden zu helfen, unmittelbar vor der alles vernichtenden Katastrophe. Gelingt es, verlässt Link die beiden wenige Momente, bevor sie ihr Leben lassen. Sie sind glücklich. Link ist es auch.
Vor vielen Jahren stellte ich gemeinsam mit meinem Freund Tim fest, dass wir beide Majora’s Mask nicht nur für das beste Zelda aller Zeiten hielten (weil es das ja auch nicht zu unrecht ist), sondern es auch beide nie durchgespielt hatten. Um diesen Makel zu tilgen, schlossen wir uns 24 Stunden lang ein, um am Ende festzustellen, dass wir zu wenig Nebenquests gemacht hatten und das Spiel erneut nicht abschließen konnten. Also nahmen wir einen zweiten Anlauf, dieses Mal mit 48 Stunden und dem Vorhaben, jede einzelne Nebenquest zu erledigen und das Spiel mit 100% abzuschließen. Inklusive Kafei’s Quest
Und als wir nach Jahren der Makelbehaftung, einem gescheiterten 24-Stunden-Marathon und vielen, vielen weiteren Spielstunden, wenig Schlaf und einigen Fehlversuchen guter Dinge waren, aus den beiden unglückseligen Lovebirds endlich ein glückliches Paar im Angesicht der Apokalypse zu machen, betrat ich Ikana Canyon. Dort lag das Versteck des Diebes, der die Hochzeitsmaske gestohlen hatte. Es war das letzte, was vor dem Endkampf noch zu tun war. Nur noch wenige Minuten bis zum Weltuntergang. Die Stimmung emotional aufgeladen. Im Spiel und vor dem Bildschirm. Und in dieser Stimmung entschied ich mich, etwas zu tun, was ich nicht selten in Spielen tue: Regie führen. Ich versuchte, der wichtigen Szene zusätzliches Gewicht zu verleihen. Bisweilen schreite ich bewusst langsam einen Gang entlang oder drehe noch einmal eine Runde durch das Dorf, das ich für immer verlassen werde. Ich diesem Fall hielt ich es für eine gute Idee, gebührenden Abstand zu der Szene zu halten, anstatt mich mit Kafei am designierten Ort zu verstecken. Ich wollte aus maximaler Distanz beobachten, wie sich die letzten Minuten dieser langen, harten und aufregenden Quest ausspielen würden. Der Dieb näherte sich tatsächlich dem Versteck. All die Mühe, all die Vorbereitung, sie hatte sich ausgezahlt. Wir waren in der richtigen Konstellation zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ich bin nicht zu unrecht der dusseligste Videospieler aller Zeiten. Ich war wohl noch nicht perfekt positioniert und wollte nachjustieren. Ich nahm einen Schritt zu viel, stürzte in den Canyon, wurde vom Fluss fortgespült und landete in der benachbarten Sumpfregion. Maximale Distanz. Ich rief so etwas wie: „Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Oh nein. Nein.“ und Tim etwas ähnliches und zusätzlich: „Du Idiot. Warum machst du das? Das kann doch nicht wahr sein! Du verdammter Idiot“. Und dann lachten wir vermutlich sehr lange. Oder wir weinten. Ich versucht panisch, mich zurück zu teleportieren. Die Tür zum Versteck war bereits wieder geschlossen. Der Mond krachte auf Links Kopf. Alles war tot.
Da wusste ich, dass ich noch viele weitere Momente dieser Art erleben wollte. Einige Jahre später starteten Tim und ich unseren eigenen YouTube-Kanal, der das Unglück vom Ikana Canyon zum Grundprinzip erhob und uns in vergleichbaren Pannensituationen zeigt. Ich habe Kafei’s Quest verloren, aber aus meinem Wahn ist eine neue Passion entstanden.
The Legend of Zelda: Marjoa’s Mask (2000) ist tatsächlich das beste Zelda aller Zeiten und nach dem ursprünglichen Release für das Nintendo 64 in einer teilweise verbesserten, teilweise verschlimmbesserten Version für den 3DS (2015) erschienen. Am Ende haben wir das Spiel geschafft. Aber ohne Kafei’s Quest. Vielleicht wird es Zeit für einen neuen Marathon.
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