No Link to the Past

Auch wenn ich das im direkten Gespräch abstreiten würde, bin ich vermutlich auch einer dieser Gewohnheitsgamer. Einer von denen, die lieber wieder nur mehr vom gleichen wollen. Sequels lösen in mir einfach ein wohlig-warmes Gefühl des Vertrauten aus. Dieser Thrill des Unbekannte, sich auf neue Dinge einlassen? Puh. Anstrengend. Also war der Tag, an dem Nintendo „A Link Between Worlds“ ankündigte, für mich ein ganz besonderer. Endlich, nach all diesen Jahren: ein Nachfolger zu „A Link to the Past“, dem allerbesten Ableger meiner allerliebsten Spielserie. Viel wohlig-wärmer geht es kaum!

Doch es stellte sich nicht nur Freude ein, nein, vielmehr Genugtuung: Mein Herzenswunsch wurde erfüllt und nicht jener dieser ganzen Besserwisser, die klagten, dass die Zelda-Serie eh nur stagnieren würde, dass sich Nintendo an etwas Neuem versuchen sollte, statt ewig gleiches vom Fließband zu schieben. Und sie sollten wegen eines Spiels schweigen, dass sich dem vermeintlichen Fortschritt, all diesen Forderungen nach Open-World, nach vertonten Dialogen, nach westlicher Fantasy, konsequent verweigerte, sondern eine Jahrzehnte alte Spielwelt einfach nur recycelt und in nüchterner Isometrie auf den Bildschirm wirft. Und ich, ich wusste es halt schon immer. Wie großartig der Vorgänger eben doch immer war, wie sehr A Link to the Past das gesamte Action-Adventure-Genre geprägt, ach was, begründet hat und wie unendlich perfekt und zeitlos dieses Spiel ist. Wieso ein Sequel einfach längst alternativlos war. Und wie diese Gamer-Generationen nach mir, diese von Tutorials verweichlichten Anfänger, es einfach nie verstehen konnten, denn sie waren nicht dabei, damals. Bei den Anfängen. So wie ich.

Doch das schlimme daran: Es war alles eine glatte Lüge. Denn ich hatte A Link to the Past nie gespielt.

An den Chancen hat es dabei fürwahr nie gemangelt. Natürlich habe ich ein Super Nintendo besessen, und auch wenn mir das Taschengeld damals nicht reichte, so lieh ich mir A Link to the Past doch für ein Wochenende aus. Gespielt habe ich es allerdings nicht. Jahre später, ich war längst durch Ocarina of Time der glühende Zelda-Advokat geworden, bot mir Nintendo eine weitere Chance: Eine Neuauflage des Klassikers, für den Game Boy Advance. Ich stand am Erscheinungstag im Laden, meine Vorfreude war groß, und dieses mal habe ich es gespielt! Für 30 Minuten. Dann nervte mich die Perspektive, die Limitierung des Bildschirms und vor allem nervte ich mich selbst, denn ich wollte es doch so sehr lieben. Und wieder einige Jahre später, als A Link to the Past für die virtuelle Konsole der Wii erschien, habe ich keine Sekunde gezögert. Aber auch nach Download keine Sekunde mehr gespielt, als die Jahre zuvor. Es hatte einfach nicht Klick gemacht.

Doch so wenig ich das zweidimensionale Hyrule wirklich besucht habe: Kaum sah ich die ersten Bilder und Videosequenzen von A Link Between Worlds war es einfach da, das Gefühl der Nostalgie, die Begeisterung darüber, nach all den Jahren wieder nach Hause kommen zu dürfen, in eine Spielwelt, die mir einst soviel Freude brachte. Und dieses Gefühl war echt. Ich kann gar nicht sagen, ob es die Erzählungen von Freunden waren, die vielen Artikel über das Spiel, die ich über die Jahre gelesen haben muss, die Beschäftigung mit dem Hyrule-Mythos in all den anderen Teilen der Serie, oder meine Liebe zum immer wiederkehrenden Erwachsen-werden, dass man als Spieler eines Zeldas mal für mal erleben darf.

Ich habe mir dann natürlich A Link Between Worlds gekauft. Doch dieses mal war es anders. Ich war begeistert, wie es eine Brücke zwischen meiner Erinnerung an ein Spiel, das ich nie zuvor gespielt hatte, und dem echten Spielerlebnis geschlagen hat. Ich durfte nicht einfach nur ein neues Zelda spielen, ich durfte eine eingebildete Jugenderinnerung manifestieren. Und das Gefühl, ich wäre schon damals dabei gewesen, wurde nur noch stärker. So stark, dass ich es von Anfang bis Ende durchgespielt habe.

Nur A Link to the Past habe ich bis heute nicht gespielt. Denn so sehr mich die Nostalgie über meine vermeintliche Gaming-Vergangenheit angetrieben hat, das Sequel zu spielen – so wenig interessiert es mich heute, meine Erinnerung an ein Spiel, das ich nie gespielt habe, nun nachträglich verblassen zu lassen.


Mit The Legend of Zelda: A Link to the Past begeisterte Nintendo schon 1991 Action-Adventure-Fans nachhaltig. Entsprechend groß der Hype, als 2013, also ganze 22 Jahre später, ein direkter Nachfolger für den Nintendo 3DS erschien.

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