Pac-Man

PAC-MAN ist ein gelber Klumpen, der hin und wieder sein Maul aufreißt, um Pillen zu fressen und Gespenster in Angst und Schrecken zu versetzen. Während sich die einen fragen, aus was für einem Material dieser Fresshaufen besteht, fragen sich andere, ob die Spiele rund um die gelbe Kugel überhaupt gut sind. Mittlerweile erschien mit „PAC-MAN 99“ sogar ein Spiel, das so ist wie „Tetris 99“, nur ohne Tetris. Was ja auch nicht funktionieren würde, da „Tetris“ mit einem runden Gegenstand genauso absurd wäre, wie ein quadratischer PAC-MAN.

„Reinstopfen was geht, bis man den Löffel abgibt.“

Ingo Redenius

Ingo

Alles in Maßen ist gesund, höre ich immer wieder. In Maßen zu essen oder zu trinken ist aber genau das Gegenteil von PAC-MAN. Sein unstillbarer Hunger macht ihn blind. Wird er nicht gelenkt, läuft er japsend vor die Wand. Und wenn ihm nicht sein unerbittlicher Vorwärtsdrang im Weg steht, gibt’s da ja auch noch die Geister, die ihm und seiner Völlerei hinterher jagen. Doch Pillenkonsum sei Dank, frisst und schickt er sie einfach zurück in ihren Käfig. Wenn diese Mittelchen fehlen, gibt’s aber Probleme. Dann zählt nur noch eins: Reinstopfen was geht, bis man den Löffel abgibt.

Und so finde ich trotz meiner verklärten Romantisierung für solche Meilensteine der Videospielgeschichte vielleicht auch den Grund, warum ich mit PAC-MAN nie richtig warm wurde.

„Verleiht PAC-MAN endlich das, was immer fehlte: Ein Ziel.“

Benjamin Gildemeister

Benjamin

Egal, wie sehr ich PAC-MAN nach dem Konsum von Game-Design-Videos zur Genialität der KI bewundere, ich kann es nicht leiden. Die erratischen Bewegungsmuster sind keine Herausforderung, sondern Schikane und führen immer eher früher als später in den Tod. Schon als Kind in den frühen 90er Jahren lehnte ich die Aussicht, das Ableben höchstens hinauszögern zu können, ab. Warum überhaupt Pillen fressen, wenn die Geister letztlich immer gewinnen. Wozu Zahlen in die Höhe treiben, wenn es keine Hoffnung auf Rettung gibt? Doch nun, Jahrzehnte nach dem Release des Spielhallenmagneten, erhält das Spiel endlich einen Sinn. Nachdem die 99er-Reihe schon das kaum zu verbessernde Tetris aufgewertet und das angestaubte Super Mario Bros. zu einem frenetischen Spaß gemacht hat, verleiht sie PAC-MAN endlich das, was immer fehlte: Ein Ziel. 98 andere Wahnsinnige zu schlagen, um Pac endlich die Verschnaufpause zu verschaffen, auf die er seit 1980 gewartet hat.

„Geisterfressendes Tortendiagramm erinnert an den Geometrieunterricht.“

Sven Himmen

Sven

Da mich das Geister fressende Tortendiagramm immer zu sehr an den Geometrieunterricht erinnert hat, bin ich nie ein begeisterter PAC-MAN-Spieler gewesen. Am häufigsten habe ich noch den DS-Ableger PAC-PIX gespielt, da ich mir hier einen eigenen Pac-Man zeichnen durfte, der mich wiederum an meine Ergebnisse im Geometrieunterricht erinnerte, und dafür nicht mit schlechten Noten, sondern lustigen Animationen belohnte. Das Spiel war nicht sehr gut. Und vor allem nicht präzise. Trotzdem war es irgendwie lustig. Mit selbst gezeichnetem Zeug kann man mich stets begeistern und unterhalten. Auch, wenn ich mit meinen Ergebnissen ganz bestimmt in keiner Excel-Schulung einen Preis gewonnen hätte.

„Ich schätze so fühlt sich alt werden an.“

Mirko Lemme

Mirko

Pac-Girl war damals meine erster Berührungspunkt mit dem Punktefraß. Nein, nicht PAC-MAN oder Miss Pac-Man, deren Name so gender-dissonant klingt wie das herrenlose Damenfahrrad. Als vermutlich Grauzonen-legaler Rip-Off des original PAC-MANs hatte Pac-Girl auf dem 286er meines Vaters erst sich selbst und dann meine Aufräumneurose gefüttert. Jeder Punkt musste abgegrast werden. Dieser Purismus brauchte nicht einmal ein angedeutetes Mund-Viertelstück in einem gelben Kreis, denn Pac-Girl hatte die ästhetische Anmutung von Snake auf einem Nokia 6210. Mit einem großen Sprung ins Heute finde ich es spannend, wie so urige Konzepte mit modernen Genres kombiniert werden, wie zum Beispiel einem Battle Royal. Nur puristisch ist daran nichts mehr und zum Aufräumen komme ich dabei auch nicht, wenn alles im Sekundentakt re-spawned, sich multipliziert und wieder in sich zusammen schrumpft. Ich schätze so fühlt sich alt werden an.

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