Eine sauber abgerundete Geschichte hat David Cage mit keinem seiner Spiele erzählt. Irgendwann verlieren sie alle an Bodenhaftung, werden fahrig oder unglaubwürdig, offenbaren immer mehr Logiklöcher oder mixen urplötzlich überirdische Elemente in den bisher irdischen Verlauf der Geschichte. Das typische LOST-Phänomen eben: Cliffhanger und Twists sind ein legitimes Stilmittel – wenn man seinen Inhalt aber irgendwann nur noch um diese Stilmittel herumbastelt, wird man die Geschichte am Schluss niemals sauber aufgelöst bekommen. Genau daran scheitern letztlich alle Spiele von Quantic Dream. Und um möglichen Überheblichkeitsvorwürfen vorzubeugen: Mein Scheitern wäre um ein Vielfaches kläglicher. Ganz sicher!
Fahrenheit war mein erstes Spiel von Quantic Dream. Ich hatte noch einen Media Markt-Gutschein in Höhe von 20 Euro und genau für dieses Preis lag das Spiel in der Spielepyramide-Grabbelkiste. Auch Fahrenheit verliert, etwa ab der Mitte des Spiels, jegliche Bodenhaftung und dennoch zählt es zu meinen absoluten Videospielhighlights. Warum? Weil der Anfang des Spiels perfekt ist. Absolut perfekt. Völlige Überforderung, nicht mehr messbarer Adrenalin-Ausstoß und ein inneres Unwohlsein und Drückgefühl – niemals mehr habe ich einen besseren Einstieg in ein Spiel erlebt. Ich musste nach dieser Anfangssequenz eine Pause einlegen, um mich irgendwie wieder zu sortieren. Ich habe Freunde und Familie gezwungen, diese Anfangssequenz ebenfalls zu spielen. Ich habe daraufhin alle folgenden Quantic Dream-Spiele direkt zum Release gekauft – und war vermutlich auch deswegen immer so unzufrieden mit den Spielen, weil keines an die Fahrenheit-Erfahrung anknüpfen konnte.
Eigentlich sollte dieser Text jetzt in den Hauptteil übergehen und diesen perfekten Anfang beschreiben. Diesen Hauptteil habe ich auch schon fertig – er liegt hier in meiner Word-Vorlage. Aber ich werde diesen perfekten Anfang nun doch nicht analytisch auseinandernehmen. Und auch das herausgesuchte Gameplay-Video werde ich, anders als geplant, hier nicht einfügen. Manchmal muss der Anfang eben reichen. Hauptteil und Schluss machen oftmals viel zu viel kaputt.
Fahrenheit Remastered gibt es seit 2015 für die PlayStation 4 und auch für den PC. Erlebt diesen perfekten Anfang unbedingt selbst. Direkt danach könnt ihr das Spiel beenden und trotzdem für immer lieben.
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