Astro’s Playroom ist ein Spiel voller kleiner Momente. Die Fortsetzung des grandiosen, durch seine VR-Exklusivität aber gemeinhin ziemlich übersehenen Astrobot: Rescue Mission darf sich einer ungleich größeren Spielerschaft erfreuen, denn Sony hat den Plattformer auf der PlayStation 5 einfach vorinstalliert. Und so ist es fast alternativlos, als Konsolen-Neubesitzer in die Level des heimlichen neuen PlayStation-Maskottchens abzutauchen und dort nahezu sekündlich auf Zeitzeugen aus 26 Jahren PlayStation-Geschichte zu stoßen. Denn zum Start der nächsten Konsolengeneration werfen Astro und seine Robotergefolgschaft einen liebevollen Blick zurück. Man könnte unsere Rubrik „Augenblicke“ wochenlang mit Momenten aus Astro’s Playroom füllen. Denn wer genau hinguckt, entdeckt in nahezu jedem Winkel der Level nachgestellte Spielszenen aus bekannten und weniger bekannten PlayStation-Klassikern. Die Welten selbst referenzieren das Konsolen-Innenleben. Und während man durch Schaltkreisdschungel und über Memory Cards springt, um 3D-Modelle von Konsolen und Controllern zu sammeln, besingt der grandiose Soundtrack die GPU in einer Art Daft Punk-Cover.
Ein Spielmoment blieb bei mir allerdings besonders hängen – und es war keine Referenz auf früher. Während man durch den Abschnitt „Memory Meadow“ läuft und springt, zieht ein Unwetter auf, und es beginnt zu regnen. Eigentlich nur ein atmosphärischer Effekt, doch nun kommt der Dual-Sense-Controller ins Spiel: Dank haptischem Feedback spüre ich jeden Regentropfen, der auf Astrobot prasselt. Intuitiv bremse ich ab und suche Unterstand. Dank 3D-Audio im Kopfhörer stehe ich im wahrsten Sinne des Wortes im Regen. Gut, dass Astrobot einen Regenschirm parat hat! Und in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich nach meinen Sinnen und meinem Gefühl reagiert habe, statt das Spiel einfach weiterzuspielen.
Astro’s Playroom spielt sich nicht anders, fühlt sich aber anders an, als alles, was ich zuvor erlebt habe. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen ich merke, ein ganz besonderes Spiel zu spielen. Denn während Astro’s Playroom nahezu unentwegt in die Vergangenheit blickt, präsentiert es mir die Zukunft. Irgendwie hat man das Gefühl, dass Entwickler Asobi Team eigentlich eine Demo für die Game Developers Conference geplant hatte, die dann nach deren Absage ausversehen zu einem grandiosen Spielerlebnis wurde. Die Kombination aus Techdemo, Nostalgie und herausragenden Gameplay verströmt vielleicht mehr Kreativität, als das restliche PlayStation-5-Launch-Lineup in Gänze. Und so ist es ein kostenloses Beipackspiel, das mich mehr vom Versprechen an die nächsten Jahre und die neue Videospielgeneration überzeugt, als Spider-Man, Kratos oder Aloy.
Astro’s Playroom der SIE Japan Studios ist bereits auf jeder PlayStation 5 vorinstalliert – und verschafft Astro damit die gebührende Aufmerksamkeit, gemeinsam mit Mario den 3D-Plattformer-Thron zu erklimmen. Ein mehr als großes Lob, dass sich die kreative wie technische Meisterleistung aber mehr als verdient hat.
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