Hat VR eine Zukunft?

Der Monat Februar hat das WALL JUMP-Team herausgefordert: Die Rückkehr der Nintendo Direct-Präsentation. Eine halbe Aufgabeerklärung von Google Stadia. Die noch immer mangelhafte Verfügbarkeit von PlayStation 5 Konsolen im Handel. Worüber gilt es zu sprechen? Die Antwort kam unverhofft: Denn während Konsument:innen noch für eine erfolgreiche PlayStation 5-Bestellung beten, kündigte Sony unverhofft ein Nachfolgesystem zur PlayStation VR an. Doch hat die virtuelle Realität überhaupt eine Zukunft im Gaming?

„Irgendwie ist virtuelle Realität nie das Problem der PlayStation VR gewesen“

Matthias Mirlach

Ich bin zwar Besitzer einer PlayStation VR – aber irgendwie kein stolzer. Klar, der allererste Aha-Effekt war groß. Mitten im Spiel statt nur dabei! Und doch habe ich das Headset nach den ersten Wochen kaum noch aus seiner Box geholt. Viel schlimmer: Ich habe mir sogar Spiele wie das gefeierte Astrobot gekauft und dann nie gespielt. Trotzdem hat mich die Ankündigung einer neuen VR-Brille für die PlayStation 5 in eine gewisse Euphorie versetzt. Aber wieso?

Nun, irgendwie ist virtuelle Realität nie das Problem der PlayStation VR gewesen. Dafür alles andere: Ein unglaublicher Kabelsalat mit durchnummerierten Strippen und einer Breakout-Box. Eine schwere Brille, die nach einigen Minuten nervt. Eine mittelmäßige Steuerung mit der PlayStation 3-Technologie der Move-Controller. Kein Wunder also, dass in der noch sehr detailarmen Ankündigung des Nachfolgesystems vor allem darauf hingewiesen wurde, dass man die PSVR2 nun mit nur noch einem Kabel (!) anschließen kann.

Das Versprechen, unmittelbar in virtuelle Realitäten einzutauchen, greift für mich aber immer noch: Dank der stärkeren Hardware der PlayStation 5 und einer modern VR-Brille dürften die Kinderkrankheiten der ersten Generation ausmerzen. Und in den Studios gibt es mehr Erfahrungswerte und Beispiele, wie VR-Spiele aussehen sollen. Denn VR lebt von eigenen Spielerlebnissen, nicht von Bonus-Modi in Blockbustern. Wozu VR in der Lage ist, haben wir heute noch gar nicht gesehen – ich will es aber unbedingt erleben! Und, als reiner Konsolenspieler, dann hoffentlich auch endlich Half Life: Alyx spielen können.

„Tief in mir drin glaube ich weiterhin an diese Technologie, aber nicht an deren Massentauglichkeit in den nächsten fünf Jahren.“

Thomas Steuer

Seit wie vielen Jahren wird Virtual Reality nun schon als Technologie der Zukunft gepriesen? Ich frage mich, wann diese tolle Zukunftsvision endlich Gegenwart werden möchte. Außer einer vagen Ankündigung mit Detailverbesserungen wie weniger Kabel und einem neuen Controller hat sich Sony mit dieser Ankündigung so sehr zurückgehalten, dass ich mich gefragt habe, ob sie in der Form überhaupt nötig war. „Mit dem neuen Headset erleben die Spieler ein noch stärkeres Gefühl der Präsenz und können noch besser in ihre Spielwelten eintauchen.“ Was soll das bitte heißen?

In meinen bisherigen Testläufen mit VR empfand ich ja die niedrige Auflösung stets als größtes Manko. Beim Eintauchen in das VR-Spielerlebnis fühle ich mich meistens, als hätte mir jemand einen Topf voll Porridge über den Kopf gestülpt. Reicht die 4K-Auflösung der neuen Konsolen, um angenehmere Aussichten zu garantieren? Oder werden sogar 8K (oder mehr) fällig, die dann letztlich wieder mit mickriger Performance zu bezahlen sind?

Mich reizt diese Technologie ja durchaus. Mich reizen Exklusivtitel, wie Half Life: Alyx, die nur für Virtual Reality konstruiert worden sind. Mich reizt auch ein Tetris Effect, das in der Kombination VR + Surrround Sound sicher zum viel beschriebenen Festival für die Sinne werden kann. Aber in der Masse sehe ich diese Titel bis heute nicht, sondern nehme eher vereinzelt mal Blockbuster-Games wahr, denen ein VR-Modus irgendwie mit übergestülpt wurde, den aber letztlich niemand so wirklich braucht um dieses Spiel zu genießen. Ich frage mich, wo ist der Fokus auf diese Technologie? Wo sind die Systemseller für eine sündhaft teure Peripherie? Wo is the latest shit? Wo ist die Inspiration? Wo ist Augmented Reality? Das ist alles so eine Komfortzone.

Tief in mir drin glaube ich weiterhin an diese Technologie, aber nicht an deren Massentauglichkeit in den nächsten fünf Jahren. Dazu benötigt es meiner Meinung nach einen stetigen Softwaresupport mit exklusiver Note, einen niedrigschwelligen Einstiegspreis, Wireless-Hardware und eine Auflösung, die keine Migräne als Nebenwirkung im Lieferumfang in meine Synapsen einschleust.

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